Zwangsarbeiter auf Rügen

Projekt „Zwangsarbeiter auf Rügen“

 

Das Dokumentationszentrum Prora verfolgt das Projekt, die Lage der Zwangsarbeiter auf Rügen während des Nationalsozialismus zu recherchieren und zu dokumentieren. Mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union im Rahmen des Programms „Kultur 2000“ und der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ hat das Dokumentationszentrum Prora ein Archiv mit lebensgeschichtlichen Interviews aufgebaut. Die Interviews wurden in die Dauerausstellung MACHTUrlaub integriert und werden in der Jugendarbeit im Rahmen des Modellprojekts „Geschichte erleben in Prora“ eingesetzt.

Seit 2001 werden die Interviews mit ehemaligen Zwangsarbeitern in Tschechien und Polen durchgeführt. 2006 konnte in Kooperation mit der Warschauer Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung außerdem eine umfassende Fragebogenaktion in Polen und inzwischen auch in der Ukraine gestartet werden, die auf große Resonanz stieß. Die Übersetzung und Auswertung dieser repräsentativen Datensammlung findet fortlaufend statt.

Daneben organisiert das Dokumentationszentrum Prora seit 2004 jährlich Begegnungswochen zwischen ehemaligen Zwangsarbeitern und Schülern auf Rügen. Dabei wurde es zunächst vom Verband ehemaliger Gefangener und KZ-Insassen, inzwischen wird es von der Stiftung „Polnisch Deutsche Aussöhnung“ in Warschau unterstützt.

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Im August 1944 waren 30% aller in der deutschen Wirtschaft beschäftigten Arbeiter und Angestellten Ausländer, die man zum großen Teil unter Zwang nach Deutschland gebracht hatte.

Die erste große Gruppe Zwangsarbeiter, die nach Deutschland kam, waren ab 1939 nach dem Überfall auf Polen polnische Kriegsgefangene. Nach der Besetzung Polens wurde zuerst versucht, zivile Arbeitskräfte anzuwerben. Dann, als sich nicht genügend Arbeiter stellten, gab es Razzien in Kinos, Straßenbahnen oder Betrieben, bei denen meist  junge Menschen und vor allem Frauen aufgegriffen und zur Arbeit nach Deutschland verschleppt wurden. Aber auch in Polen selbst und später in den anderen von Deutschland besetzten Ländern wurde das System der Zwangsarbeit etabliert.

Der Transport nach Deutschland erfolgte meist in Zügen, auch in Viehwaggons, über lange Strecken ohne ausreichend Nahrung und ohne Rücksicht auf die Witterungsbedingungen. Die Menschen wurden zum Teil zu Zwischenaufenthalten in so genannte Sammellager gebracht, in denen sie tagelang ohne Sanitäranlagen und mit schlechter Ernährung festgehalten wurden, bevor sie an ihre endgültigen Arbeitsorte kamen.

Nach Ansicht der Nationalsozialisten war der Einsatz von „Fremdvölkischen“ eine Bedrohung der „rassischen“ Prinzipien. Deshalb wurden repressive Bestimmungen erlassen, die einen Kontakt zwischen Deutschen und Zwangsarbeitern unterbinden sollten: Für die Unterbringung der Polen waren Barackenlager vorgeschrieben (auf dem Land stellte sich diese Bestimmung bald als undurchführbar heraus), sie erhielten geringere Löhne, hatten häufig längere Arbeitszeiten als die Deutschen, durften öffentliche Einrichtungen oder den deutschen Gottesdienst nicht besuchen. Auf sexuellen Umgang mit deutschen Frauen stand die Todesstrafe.

Das „P“-Abzeichen auf der Kleidung war das äußere Zeichen der Diskriminierung.

In der rassischen Hierarchie standen die sowjetischen Kriegsgefangenen und die „Ostarbeiter“, die zivilen Arbeiter aus der Sowjetunion, noch unter den polnischen Arbeitern. Sie wurden teilweise „durch Arbeit vernichtet“, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen waren so schlecht, dass sie die Zwangsarbeit nicht überlebten.

Schließlich wurden auch KZ-Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt, der Wert ihres Lebens wurde von den Nationalsozialisten ausschließlich nach der Körperkraft für die oft wenigen Wochen ihres Einsatzes bemessen.

Die Zahl der Zwangsarbeiter stieg stetig an, im August 1944/45 arbeiteten schließlich etwa 7 Millionen Ausländer in Deutschland.

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