Sonderausstellungen

Sonderausstellungen 2023:

 

 

24. März bis 15. März 2024

 „Unfreiwilliges Erinnern. Zur Bedeutung der Wannsee-Konferenz in Geschichte und Gegenwart“, eine Ausstellung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz.

Fünfzehn hochrangige Vertreter des NS-Regimes treffen sich am 20. Januar 1942 im Gästehaus der SS am Großen Wannsee, um miteinander die Planung, Organisation und Durchführung der „Endlösung der europäischen Judenfrage“ zu besprechen. Fünfzig Jahre dauert es, bis 1992 an diesem historischen Ort eine Gedenk- und Bildungsstätte eröffnet wird.

In der Nachkriegszeit wird die Bedeutung der Konferenz und des Ortes, wie die belastende NS-Vergangenheit überhaupt, wenn möglich ignoriert. Für Überlebende sowie Zeuginnen und Zeugen der NS-Verbrechen ist diese Haltung unmöglich. Historikerinnen und Historiker wie Rachel Auerbach und Joseph Wulf sammeln und veröffentlichen NS-Dokumente und begründen damit die historische Forschung zur Shoah.

So wie die später als Wannsee-Konferenz bekannt gewordene Besprechung sinnbildlich für die Beteiligung der gesamten staatlichen Verwaltung an einem beispiellosen Verbrechen steht, so spiegelt sich in der Auseinandersetzung um einen Dokumentations- und Gedenkort am Wannsee die verhaltene bis ablehnende Einstellung gegenüber den Überlebenden und ihren Erfahrungen mit der Shoah. Die Auseinandersetzung zeigt, dass es schon früh Initiativen gab, die sich anhaltend um das Erinnern bemühten und es schließlich erfolgreich erstritten.

Die Villa am Wannsee verkörpert unterschiedliche Perspektiven auf die Vergangenheit. Bis heute ist die Auseinandersetzung um Nationalsozialismus und Shoah nicht abgeschlossen. Achtzig Jahre nach der Besprechung widmet sich diese Ausstellung dem Ort und seiner Geschichte.

Quelle/Foto: Tanzende Kinder im Garten der Wannsee-Villa, undatiert (1952/53), damals
Schullandheim des Bezirks Neukölln, ab 1992 Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz. Foto: Broschüre Landschulheim Neukölln:
Am Grossen Wannsee 56/58, hg. vom Bezirksamt Neukölln, Berlin 1953

 

 

 

 

 

 bis 31. Dezember 2024:

„Baustelle Prora  – 
Die Pläne“

eine Werkausstellung des Dokumentationszentrums Prora, kuratiert von Katja Lucke und Christian Dinse

mit erstmals veröffentlichten Dokumenten und Fotos in Kooperation mit dem Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv. Fotos aus dem Bestand des bekannten Archives der Holzmann AG, einem Fotoalbum eines jungen Bauingenieurs aus dem Büro der damaligen Bauleitung und Pläne des zentralen Statikers des „KdF-Seebades“, Adolf Leber, werden aktuellen Fotos von Prora gegenüber gestellt.

 

„Von Prora hinter die Fronten –
  Vergessene Opfer deutscher Polizeibataillone“

Seit Januar 2018 haben wir unsere Dauerausstellung erweitert um die Teilausstellung „Von Prora hinter die Fronten – Vergessene Opfer deutscher Polizeibataillone“. Mit einer Förderung durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ können wir die Geschichte von Polizeibataillonen präsentieren, die zeitweise in Prora ausgebildet wurden und später in verschiedenen besetzten Ländern Europas eingesetzt waren.

Die meisten Polizeieinheiten gingen von Prora über den Hafen Sassnitz zunächst nach Norwegen, später in die Sowjetunion, Polen, die Niederlande und Griechenland. Die Polizisten deportierten Juden, bekämpften tatsächliche oder angebliche Partisanen, sie nahmen sowjetische Soldaten gefangen und brachten sie in Gefangenenlager. Die sowjetischen Kriegsgefangenen waren nach den Juden, von denen rund sechs Millionen ermordet wurden, die zweitgrößte Opfergruppe nationalsozialistischer Verfolgungs- und Vernichtungspolitik. Rund 3,3 Millionen von ihnen starben in deutscher Gefangenschaft, sie gehören heute immer noch zu den weitgehend vergessenen oder ausgeblendeten Opfergruppen. Deshalb haben wir sie zu einem Schwerpunkt der Ausstellung gemacht.

Die Ausstellung, kuratiert von unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter Marco Esseling, dokumentiert die Ausbildung der Polizisten und ihre Einsätze auf 16 Tafeln mit zahlreichen Fotos. Ergänzt wird sie durch Fotoalben von Polizisten, z.T. erstmals gezeigte Filmdokumente und Erinnerungen von Opfern, um auch diesen eine Stimme zu geben.

 

 

 

 

 

„Grenzerfahrungen – Wie Europa gegen Schutzsuchende aufrüstet“

Der Förderverein PRO ASYL e.V. hat gemeinsam mit Pax Christi und der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden eine neue Plakat-Austellung entwickelt. Sie zeigt auf 16 Einzelplakaten, wie in der Politik der Europäischen Union die Externalisierung von Flüchtlingen, die Abschottung der Außengrenzen sowie die militärischen und geopolitischen Interessen ineinandergreifen. Verhängnisvoll ist dies vor allem für schutzsuchende Menschen, die mit ihrem Recht auf Asyl an einer restriktiven Politik scheitern. Vor 70 Jahren trat die Genfer Flüchtlingskonvention in Kraft – aktuell ist es höchste Zeit, die universelle Gültigkeit der Flüchtlings- und Menschenrechte gemeinsam zu verteidigen. 

 

 

 

 

 

 

Beendete Sonderausstellungen 2023

11. Mai- 31. Oktober 2023:
„Beate und Serge Klarsfeld. Der Kampf gegen das Vergessen.“

Eine Ausstellung des Mémorial de la Shoah, Paris

Vor mehr als 50 Jahren versetzte Beate Klarsfeld 1968 Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger eine Ohrfeige, um auf dessen nationalsozialistische Vergangenheit aufmerksam zu machen. Vor mehr als 40 Jahren veröffentlichte Serge Klarsfeld 1978 das Gedenkbuch für die deportierten französischen Juden (Mémorial de la déportation des Juifs de France). Seit vielen Jahrzehnten setzen sich Beate und Serge Klarsfeld dafür ein, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht in Vergessenheit geraten und die Täter strafrechtlich verfolgt werden.

Die Ausstellung dokumentiert anhand zahlreicher bisher unveröffentlichter Dokumente und einzelner Objekte diesen Kampf der Klarsfelds gegen das Vergessen und geht dabei auch der persönlichen Geschichte des deutsch-französischen Ehepaars nach. Das Mémorial de la Shoah hat die erstmals 2017 in Paris gezeigte Ausstellung in enger Abstimmung mit den Klarsfelds vollständig überarbeitet und in eine deutsche Fassung überführt.

 

 

14.Juli bis 23. April 2023:

„Jugend im Gleichschritt!? Die Hitlerjugend zwischen Anspruch und Wirklichkeit“, eine Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln

Hitlerjungen – in mächtigen Blöcken angetreten. Zehnjährige „Pimpfe“ – im Gleichschritt marschierend. BDM-Mädchen – frenetisch dem „Führer“ zujubelnd. Solche Bilder dominieren heute den Blick auf die Hitlerjugend der Jahre 1933 bis 1945. Mit der damaligen Lebenswirklichkeit hat das wenig zu tun – aber viel mit der Wirkungsmacht und Nachhaltigkeit nationalsozialistischer Propaganda.

Die Wanderausstellung „Jugend im Gleichschritt!? Die Hitlerjugend zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln stellt dem ein deutlich anderes Bild der Hitlerjugend gegenüber: die Vielfalt damaligen Jugendlebens und damit die Heterogenität der NS-Jugendorganisation. Gezeigt wird dies in der Hauptsache an­hand von nie zuvor veröffentlichtem Mate­rial, vieles davon aus Privathand.

Wir bieten Workshops für Schulklassen in der Ausstellung an.

 

 

 

11. August bis 28. Februar 2023
„Postscriptum –
„Ostarbeiter“ im Deutschen Reich“

Eine Ausstellung der Gesellschaft Memorial, Moskau

 Die Ausstellung „Postscriptum“ der Gesellschaft Memorial erinnert an die sowjetischen Frauen, Männer und Kinder, die während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeit für das NS-Regime leisten mussten. Sie wurde im Rahmen eines Bildungsprojekts mit Moskauer Schüler*innen und Studierenden erarbeitet und von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ gefördert.

26 Millionen Menschen aus ganz Europa wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet, darunter etwa 9 Millionen aus der Sowjetunion. Nach Schätzungen leisteten 6,4 Millionen in den besetzten sowjetischen Gebieten Zwangsarbeit, weitere 2,8 Millionen wurden in das Deutsche Reich verschleppt. Diese so genannten „Ostarbeiter“ bildeten unter den 13 Millionen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen im Deutschen Reich die größte Gruppe. Gekennzeichnet mit dem Abzeichen „OST“, waren sie extrem schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen ausgesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhren diese Menschen weder in Deutschland noch in der Sowjetunion eine Anerkennung ihres erlittenen Unrechts. Erst im Jahr 2000 entstand auf Beschluss des Deutschen Bundestags die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ zur Entschädigung von Zwangsarbeit. Bis 2007 erhielten knapp 1,7 Millionen Überlebende eine einmalige Zahlung zwischen 500 und 7.700 Euro. Die Hälfte der Empfänger und Empfängerinnen stammte aus der ehemaligen Sowjetunion. Die Entschädigung hatte überwiegend symbolischen Charakter. Für die Betroffenen stellte sie eine wichtige, wenn auch späte Würdigung ihrer Leiden dar.

 

15. September 2022 bis 4. Januar 2023

„Levy. Eine Familie aus Bad Sülze“-Jüdisches Leben in Mecklenburg-Vorpommern,
eine Ausstellung des Salzmuseums Mecklenburg, Bad Sülze

in Zusammenarbeit mit dem Max-Samuel-Haus / Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock mit Unterstützung des Museumsverbandes in Mecklenburg-Vorpommern e.V.

In der kleinen mecklenburgischen Stadt Bad Sülze heiraten 1892 Aaron Levy und Ina Engel. Sie bekommen fünf Kinder. 1937 sieht sich die Familie zum letzten Mal. Es folgen Flucht, Deportation und Ermordung durch die Nationalsozialisten. Nur ein Sohn und eine Tochter überleben.

2020 übergeben Enkel und Urenkel den Nachlass der Familie dem Salzmuseum Mecklenburg in Bad Sülze. In der Stadt ihrer Großeltern entsteht zur Erinnerung an die Familie Levy eine Ausstellung im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.