memory meets future

Erasmus Plus-Projekt 2025:

Memory meets future

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 Partner:
Dokumentationszentrum Prora
Hansa- Gymnasium Stralsund,
Asociatión Las Niñas del Tul, Granada,
Nikolaus-Lenau-Lyzeum („Deutsche Spezialabteilung (DAS))“, Timișoara/ Rumänien, (Kulturhauptstadt Europas 2023)
Gimnazija Nova Gorica, Slowenien (Kulturhauptstadt Europas 2025)

 Wir haben jeweils acht Jugendliche unserer Projektpartner zu dem Projekt „Memory meets Future“ nach Berlin und Prora für eine Woche der Begegnung, des Austauschs und Kennenlernens von Menschen, Erinnerungsorten und Geschichte(n) eingeladen.

Die Partnereinrichtungen kommen aus Orten, die so interessante historische Vorlagen haben, dass sie sich für unseren Kontext für eine Vertiefung historischer Kenntnisse in multiperspektivischer Annäherung anbieten und in dem Projekt inhaltlich bereichernd gegenübergestellt und/oder zusammengeführt werden können.

Geplant ist eine Projektreihe, bei der in zeitlichen Abständen die Austragungsorte wechseln und wir alle Projektpartner und die spezifischen historisch-politischen Kontexte auch vor Ort kennen lernen können. Die Runde der teilnehmenden Partner ist offen für weitere interessierte Partner.

Das Projekt ist am 23.9. in Berlin gestartet. Nachdem alle Teilnehmer*innen in Berlin angekommen waren, haben wir gleich den ersten geführten Spaziergang durch die Spandauer Vorstadt gemacht, in der bis 1933 viel jüdisches Leben sichtbar war. Wir konnten die ehemalige „Neue Synagoge“ sehen, in deren Räumen sich heute das Centrum Judaicum befindet.  Das Gebäude, in dem sich eine jüdische Mädchenschule befunden hat, steht in der Auguststraße in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Gebäude des jüdischen Krankenhauses, das zeitweise während der NS-Zeit als jüdisches Waisenheim mit dem Namen „Ahawa“ (Liebe) genutzt wurde. Von dort konnten einige rettende Kinderverschickungen durch das couragierte Wirken einzelner Menschen wie Beate Berger und Hanni Ullmann organisiert werden. Auf dem Weg lag auch das katholische Sankt Hedwig Krankenhaus, in dem einzelne Menschen jüdischen Verfolgten, Hilfe angeboten haben. In derselben Straße befindet sich die evangelisch ausgerichtete Sophienkirche, das jüdische Gymnasium Moses Mendelsohn und ein nicht mehr existentes jüdisches Altenheim, das von den Nationalsozialisten zu einem „Sammellager“ umfunktioniert wurde, von dem aus zahlreiche jüdische Menschen jeglichen Alters und Geschlechts in Ghettos und Konzentrationslager verschleppt wurden. Geblieben sind davon lediglich die nachempfundenen Grundmauern. Gleich daneben liegt der älteste jüdische Friedhof in Berlin.

 

 

Wir kamen gerade noch rechtzeitig zu der Führung im Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt, die sehr eindrucksvoll war. Das Museum befindet sich in den authentischen Werkstatträumen und erzählt die Geschichte von Otto Weidt, der seine Werkstatt zum wehrmachtswichtigen Betrieb erklären ließ und so jüdischen sehbeeinträchtigten Menschen eine Zeit lang Arbeitsmöglichkeiten geben konnte. Zugleich wird die brutale Verfolgung der jüdischen Menschen in Berlin anschaulich vermittelt und in diesen Räumen greifbar.

 

Nach einem Spaziergang zum Regierungsviertel am Abend konnten wir die Film- und Lichtprojektion am Marie-Elisabeth –Lüders- Haus zur Geschichte der Demokratie in Deutschland sehen.

Tag 2: Nach einer Kennenlern- Runde haben sich die Teams gegründet. Die Aufgabe war, täglich Foto-/Filmtagebücher anzufertigen und sich mit den Grundfragen zu beschäftigen, was die historischen Orte und ihre Geschichte eigentlich mit ihnen zu tun haben. Wie kann und soll (?) man sich erinnern, hat die NS-Geschichte etwas mit unserer Gegenwart zu tun? Unser erster Ausflug an diesem Tag erfolgte dann zur Stiftung Topographie des Terrors, ein Ort, an dem zentrale Täterinstitutionen wie Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt ihre Schreibtische und auch das Hausgefängnis der Gestapo seine Adresse hatten. Neben der zentralen Ausstellung zu den Täterinstitutionen und ihren Verbrechen konnte eine Sonderausstellung „Die Nazis waren ja nicht einfach weg“ eine Auseinandersetzung mit dem Umgang mit Tätern und Verbrechen nach 1945 anregen.

 

 

Ein Highlight des Tages war der Trialog- Workshop mit den Trialogpartner*innen mit israelischem und palästinensischem Kontext der „Gesellschaft im Wandel e.V.“, die sich nach dem terroristischen Überfall am 7. Oktober und dem Krieg in Israel und in Gaza gegründet haben. Der Trialog Workshop ist ein multiperspektivisches Gesprächsformat über den Nahostkonflikt, das versucht das Thema trotz herausfordernder Emotionalisierung besprechbar zu machen, zuzuhören, verschiedene Perspektiven zuzulassen und nach Verständigung zu suchen. Nicht darüber zu reden hilft auch nicht weiter.

Am Abend machten wir uns noch auf den Weg zum „Refugio“ in Kreuzberg/ Neukölln: Ein Projekt der Berliner Stadtmission, die Menschen, die seit 2015 aus ihren Heimatländern geflohen sind und in Berlin eine neue Heimat suchen, einen Begegnungsort anbietet. Wir durften eine Fluchtgeschichte eines syrischen Erzählers hören, Eindrücke aus dem Alltagsleben in der Unterkunft gewinnen und konnten vom Dach des „Refugios“ einen wundervollen Blick auf die Berliner Dächer in der Abenddämmerung werfen.

 Tag 3:

Die Fahrradtour durch Berlin ging über einen ganzen Tag, ein Highlight: Auf der Strecke besuchten wir historische und Erinnerungsorte als auch Orte von besonderer politischer Bedeutung: Das Regierungsviertel u.a. mit der Installation „Grundgesetz 49“ am JakobKaiserHaus mit den im Grundgesetz verankerten Menschenrechten, den Paragraphen 1-19, das Mahnmal für die von Nationalsozialisten ermordeten Reichstagsabgeordneten am Reichstag, das Denkmal der Sinti und Roma, das  Brandenburger Tor,

das sowjetische Ehrenmal, das Denkmal der ermordeten Juden Europas mit einem Besuch der unterirdisch gelegenen Ausstellung, das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, der Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde, das Georg Elser-Denkmal, der Bebelplatz mit dem Mahnmal der Bücherverbrennung, die Museumsinsel, das Denkmal zum Frauenprotest 1943 in der Rosenstraße und der Alexanderplatz.

Einige machten sich am Abend noch auf den Weg zur Eastside Galerie.

 Tag 4: Der letzte Vormittag in Berlin. Wir besuchten die Mauergedenkstätte und erkundeten das Gelände mittels App und machten uns mit der Geschichte der Berliner Mauer bekannt. Vor Ort zu stehen und historische Objekte wie den Mauerabschnitt haptisch zu erfahren, veranschaulicht die Bedeutung und die Vorgänge auf eindrückliche Weise und doch anders als ein historisches Foto.

 

Am Nachmittag fuhren wir mit der Bahn nach Prora auf die Insel Rügen bei fantastischem Wetter.

 

Tag 5: Wir starteten den Tag mit einem geführten Rundgang im Gelände des „KdF-Seebades“ bis zu den Ruinen am nördlichen Ende der Anlage, zurück über verschiedene Stationen des Gebäudekomplexes zum Dokumentationszentrum Prora im Zentrum. Am Nachmittag war Zeit für die Recherche in den Ausstellungen. Die Teams bastelten an ihren digitalen Präsentationen zu den historischen Orten und diskutierten die Fragen zur Erinnerung, die jeden Tag ein Stück weiterentwickelt wurden.

 

Der Film „In Liebe, deine Hilde“ über Hilde Coppi, die von den Nationalsozialisten als politische Gegnerin hingerichtet wurde, hat den Tag abgeschlossen.

Tag 6: Für den Ausflug nach Stralsund hatten die Jugendlichen aus dem Hansa- Gymnasium in Stralsund einen sehr interessanten Rundgang vorbereitet, um besondere Orte der Stadt und ihre Lieblingsorte bei bestem Wetter vorzustellen. Darunter waren der Ort der Synagoge Langenstraße, die so genannte Judenstele, die 1988 zur Erinnerung an die fast vollständig vernichtete jüdische Gemeinde in Stralsund erinnert, einige der über 80 Stolpersteine in Stralsund, die an die von Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Menschen -die meisten gehörten der jüdischen Gemeinde Stralsunds an- erinnern, das  St. Johannis Kloster, der Alte Markt und Vieles mehr.

Mit der Unterstützung des Vereins jüdisches Leben in Stralsund organisierten wir ein Treffen mit der Stralsunderin Friedrike Fechner. Sie hat sich mit der Geschichte ihres Hauses in der Stralsunder Altstadt beschäftigt und stieß dabei auf die Geschichte der jüdischen Kaufmannsfamilie Blach im Nationalsozialismus. Viele Mitglieder der Familie haben den Holocaust nicht überlebt. Frau Fechner hat intensiv recherchiert, dabei inzwischen auch Nachfahren der Familie ausfindig gemacht und sie nach Stralsund eingeladen. Ihre hochinteressante und erfolgreiche Recherche nach der Familie und ihrer Geschichte wurde in einem Dokumentarfilm festgehalten, den wir bei dem Treffen sehen durften.

Am Nachmittag war dann Zeit, in Ruhe in den Teams zu diskutieren und ihre Gedanken in kreativen Präsentationen zu veranschaulichen.

Tag 7: Am letzten Tag haben die Teams ihre Präsentationen in großer Runde vorgestellt, alle Teams hatten tolle Beiträge gebastelt.

 

Dies sind die Präsentationen der Schüler*innengruppen:

Die Schüler*innen aus Slowenien haben u.a. eine Power-Point-Präsentation erstellt, die sie hier als Video anschauen können:

und sie haben dieses Video erstellt:

 

Die spanischen Student*innen haben diese PDF-Dokumentation über die Woche erstellt:

und die aus Rumänien diese:

Den restlichen Tag konnten wir für den Besuch des Baumwipfelpfades in Prora nutzen und hatten bei optimalem Wetter einen spektakulären Blick über die ganze Insel und insbesondere auf die von Nationalsozialisten als „KdF-Seebad“  gebaute Anlage in Prora in voller Länge, strahlend weiß, fast fertig saniert mit vielen Ferienwohnungen und wenig sichtbarer Erinnerung.

Windig war es dann schon, aber auf das Grillen zum Abschluss haben wir nicht verzichtet.

Am nächsten Tag sind alle Teams nach Hause gefahren und auf einmal war diese intensive Woche der Begegnung und des Austauschs vorbei. Wir haben tolle Menschen kennen gelernt, viel diskutiert und Neues erfahren und wollen genau da im nächsten Jahr weitermachen.

 

 

Wir freuen uns auf das nächste Projekt in der Reihe in Timisoara.
Die Teilnehmer*innen aus Timisoara haben schon dieses Willkommensvideo erstellt: