Projekt Meja-Grenze
Meja – Grenze
Das Folgeprojekt „Meja- Grenze“ hat in der Reihe des Projektes „ طخ / دودحلا„ – Grenzlinie – Border / Line– Meja /Linje“ im Frühjahr 2023 über eine Woche erfolgreich stattgefunden. Es wurde im Rahmen des „Erasmus+ /Youth in Action“-Programms gemeinsam mit unseren europäischen Partnern umgesetzt. Diesmal war der slowenische Partner, die Volksuniversität LUNG, der Koordinator und Organisator des Projektes und hat nach Nova Gorica/Gorizia eingeladen.
Unsere Partner:
- LUNG, Volksuniversität in Nova Gorica
- Associazione Culturale Quarantasettezeroquattro in Gorizia
- Istituto Salesiano Bearzi-Udine
- MS 5-Mittelschule für Klagenfurt am Wörthersee–Wölfnitz
- Regionale Schule Sassnitz
Ein besonderer Dank geht an Mojca (LUNG), die über eine Woche ein sehr interessantes Programm zusammengestellt hat, Suzana (Gymnasium Nova Gorica), Marko (Goriški Muzej) und Alex (Associazione Culturale Quarantasettezeroquattro).
Das Projekt:
Im Anschluss an das vorangegangene Projekt trafen sich diesmal junge Menschen aus Slowenien, Italien, Deutschland und Österreich, Jungen und Mädchen zwischen 13 und 20 Jahren.
Die Perspektive einer Teilung von Regionen und die Überwindung der Teilung sollte bei dem Projekt an den historischen Orten nachvollziehbar gemacht werden. Die Teilungen Jugoslawiens, die Situation während des Ersten Weltkriegs, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, die Teilung der Stadt in ein slowenisches Nova Gorica und ein italienisches Gorizia 1947, die ganz unterschiedlichen Entwicklungen parallel zueinander von einem Zaun getrennt aber in Nachbarschaft und die Entwicklung nach der Öffnung mit dem Schengen- Abkommen 2007, seitdem die Grenze zwischen Slowenien und Italien überall problemlos überschritten werden kann. Alle sind Bürger eines Staates der Europäischen Union. Nationalismus und Vorurteile
sind auch heute noch Herausforderungen, die überwunden werden. Nova Gorica wird gemeinsam mit Gorizia 2025 und gleichzeitig mit Chemnitz Kulturhauptstadt Europas sein.
Die Jugendlichen sollten sich mit den verschiedenen Perspektiven verschiedener Bevölkerungsteile vor Ort bekannt machen als auch der verschiedenen Perspektiven der Projektteilnehmenden. Die Herausforderungen des Zusammenlebens heute konnten vor dem Hintergrund der Erfahrungen, die sie bereits in Berlin und Prora gemacht hatten, betrachtet werden.
Die Begegnungswoche
Nach einer langen Anreise am 15.4. hatten wir die Gelegenheit gleich am Sonntag am „Walk of friendship“, einem wunderbaren 12 km langen Spaziergang durch Nova Gorica und Goricia, teilzunehmen. Die Rügener Gruppe war glücklicher Weise schon früh genug vor Ort, um mitgehen zu können. Der Spaziergang wurde mit einem angemessenen Pastaessen beendet:
Am Nachmittag waren alle Gruppen angereist und trafen sich erstmals. Als Einstieg hatten wir einen kleinen Workshop zur Gebärdensprache, mit der wir schon im vorangegangenen Projekt begonnen hatten.
17.4., Montag
Den Montag begannen wir mit einem Fotoworkshop. Ob Kamera oder Smartphone, Einstellungen und Motivwahl, die Jugendlichen konnten sich in Theorie und Praxis in kleinen Arbeitsgruppen üben.
Nach dem Workshop besuchten wir in Gorizia das Kulturhaus. Hier wurden in einem Vortrag linguistische Traditionen in der Region und ihre heutige Verbreitung besprochen. Auf dem Weg dorthin sahen wir das Altstadtviertel Gorizias, darunter eine alte Synagoge im jüdischen Viertel.
18.4., Dienstag
Am Dienstag wurde das Tagesthema „Erster Weltrieg“ verfolgt. Dafür ging der Ausflug nach Kobarid und in das Kobariški muzej (Kobarider Museum), in dem wir auch eine Führung erhielten.
Der türkisfarbene Fluß Soča / Isonzo fließt durch das malerische Tal.
Hier fand die zwölfte und letzte Schlacht an der Soča/Isonzo 1917 statt, die „Schlacht von Caporetto/ Karfreit“, heute Kobarid. Tausende Menschen starben bei dem blutigen Stellungskrieg an der Isonzofront.
Die Kriegsgräuel spiegeln sich noch in der Kriegsgräberstätte Kostnica s Cerkvijo Sv. Antona. Sie wurde für die gefallenen Italiener errichtet.
Der wunderschönen Landschaft ist es nicht mehr anzusehen.
Im Museum wurde ein kleiner Workshop mit den Jugendlichen in gemischten Gruppen zu dem in Kobarid geschaffenen Erinnerungspfad veranstaltet. Welche Bedeutung könnten solche historischen Spuren und die Erinnerung an die historischen Ereignisse heute für uns haben?
19.4., Mittwoch
Am Mittwoch wurde das Kapitel zum Faschismus aufgeschlagen. Ein Tagesausflug nach Triest stand im Programm. In Triest wurde zunächst eine Stadtführung durch den italienischen Projektpartner (47/07) von Alex durchgeführt. Zentral war dabei das jüdische Leben in Triest durch die verschiedenen Zeiten hindurch. Die Stadtführung umfasste die Geschichte vom Imperium bis zum Zweiten Weltkrieg, begann am Hafen über den Piazza dell’ Unità d’Italia (Platz der Einheit), der Synagoge, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut wurde und eine der bedeutendsten jüdischen Gotteshäuser in Europa war. 1942 wurde sie von den Faschisten geschlossen und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder geöffnet. Der Rundgang streifte den Narodni Dom, der noch bis zum Ersten Weltkrieg Kulturzentrum der slowenischen Bevölkerung in der zu diesem Zeitpunkt zu Österreich-Ungarn gehörenden Stadt war. Heute wird das Gebäude von der Universität Triest genutzt. Weiter ging es zum Römischen Theater und dem Piazza Oberdan (Oberdan Platz), benannt nach Guglielmo Oberdan,
einem Anhänger der panitalienischen Bewegung, der mit einem Attentat auf Kaiser Franz Joseph 1882 bei seinem Besuch in Triest ein Zeichen gegen die Habsburger setzen wollte. Der Kaiser blieb dabei unverletzt, Oberdan wurde hingerichtet und zum Märtyrer gemacht. In einem der Gebäude am Piazza Oberdan befand sich nach der deutschen Besetzung das Gestapo-Hauptquartier mit Folterzellen und Gefängnis. Weitere Zentren der Gestapo waren über die Stadt verteilt.
Abschließend besuchten wir das Rižarna -Civico Museo della Risiera di San Sabba Monumento Nazionale, das Nationale Denkmal und Museum der Reismühle von San Sabba, dem einzigen von Nationalsozialisten in Italien errichteten Konzentrationslager mit einem Krematorium. Bis zu 25.000 Menschen wurden dort gefangen gehalten, politische Häftlinge, Partisanen und Juden, die vor ihrer Deportation in die Vernichtungslager standen.
Die Anzahl der im Triester Lager ermordeten Häftlinge kann nur geschätzt werden und liegt zwischen 3000 und 5000 Toten.
20.4., Donnerstag
Das Tagesthema umfasste die Grenzziehung in der Goriška Region als Folge des Zweiten Weltkrieges. Aus einer Stadt wurden zwei: Nova Gorica und Gorizia.
Der Besuch von zwei Museen an der Grenze und über die Grenze (Museum Collection Kolodvor am Bahnhof von Nova Gorica / Museum Collection Pristava in den früheren Stationen an den Grenzkontrollübergängen in Pristava). Wir erhielten eine spannende Führung durch Gorizia und besuchten das italienische Museum Lasciapassare/ Przepustnica über die Geschichte der Grenze.
Am Nachmittag hatten wir noch die Gelegenheit in Nova Gorica einen Dokumentarfilm über den Schmuggel an der Grenze zwischen Nova Gorica und Gorizia zu sehen. Die Einwohner wurden nach Grenzfall befragt und haben sehr offen erzählt, wie sie es geschafft haben, beispielsweise Lebensmittel zu schmuggeln. Die Regisseurin Anja Medved war später beim Workshop und hat sich den Fragen der Jugendlichen gestellt.
Die AGs haben sich anschließend Gedanken zur Dokumentation dieser Begegnung und der Darstellung der neu gewonnen Eindrücke und historischen Erkenntnisse gemacht.
Am Abend gab es noch die einmalige Gelegenheit, eine Kulturveranstaltung der Schüler*innen des Gymnasiums in Nova Gorica zu sehen, die als Benefizveranstaltung für junge Student*innen gedacht war. Ein tolles Programm war zu sehen und hat die jungen Teilnehmenden unseres Begegnungsprojektes beeindruckt.
21.4., Freitag
Der Freitag startete mit einem kleinen Workshop zur Gebärdensprache. Alle Jugendlichen haben eine Strophe mit Refrain aus dem John Lennon Song „Imagine“ in Gebärdensprache erlernt und gemeinsam vorgetragen, ein Highlight dieser Begegnungswoche.
Dann folgte eine sehr interessante Stadtführung in Nova Gorica und eine wunderschöne Wanderung am Ufer des Flusses Soča/Isonzo
In den AGs wurden anschließend die Fotos gesammelt und ausgewählt, die für die Ausstellung in den Räumen von LUNG präsentiert werden sollten.
Am Abend haben die slowenischen Projektpartner eine Abschiedsfeier mit allen Projektteilnehmenden in unserem Hotel veranstaltet. Slowenische Projektteilnehmende aus dem vorangegangenen Projekt waren auch dabei, ein schöner Abend.
22.4., Samstag
Am letzten Projekttag wurde noch intensiv an den Dokumentationen gearbeitet. Mittags war es dann soweit. Alle Gruppen traten die Heimreise an.
Am Ende des Projektes ist eine kleine Foto-Ausstellung entstanden, die in den Räumen von LUNG zu sehen ist. Die Jugendbegegnung war ereignisreich und hat viele neue Eindrücke hinterlassen, die den jugendlichen Teilnehmenden noch lange in Erinnerung bleiben.
Wir freuen uns auf die nächste Begegnung!