Dauerausstellung
„MACHTUrlaub“, die Dauerausstellung im Dokumentationszentrum Prora
Das „KdF-Seebad Rügen“ war ein wichtiger Bestandteil der sozialpolitischen Propaganda des NS-Regimes. Als größte bauliche Hinterlassenschaft des „Dritten Reiches“ ist Prora sowohl bauhistorisch als auch sozialhistorisch von erheblicher Bedeutung und zentraler Ausgangspunkt der Präsentation, welche seit dem 30. Juli 2004 zu sehen ist.
Die Ausstellung „MACHTUrlaub“ thematisiert die Geschichte von Prora und stellt sie in den Kontext der nationalsozialistischen Gesellschaftspolitik, die zentral durch den Begriff der „Volksgemeinschaft“ geprägt wurde.
Der erste Teil der Ausstellung dokumentiert die Situation Rügens in der Zeit des Nationalsozialismus‘ und die Baugeschichte Proras von den ersten Planungen, über die Grundsteinlegung bis hin zur Nutzung im 2. Weltkrieg und in der DDR. Daneben zeigt die Ausstellung, welche Bedeutung das „KdF-Seebad Rügen“ für die nationalsozialistische Propaganda hatte.
Im zweiten Teil der Präsentation werden die nationalsozialistische deutsche „Volksgemeinschaft“ als ein ideologisches Konstrukt und die sie tragenden NS-Organisationen, die „Deutsche Arbeitsfront“ und „Kraft durch Freude“, vorgestellt. Die Ausstellung zeigt, wie diese Ideologie dazu diente, nicht erwünschte Volksgruppen (Juden, Kranke, Behinderte, politische Gegner wie Kommunisten und Sozialdemokraten) auszugrenzen und eine eingeschworene militante Gemeinschaft zu formen. Daneben zeigt sie den Gegensatz zwischen der sozialpolitischen Propaganda der Nationalsozialisten und der sozialen Realität im „Dritten Reich“.
Die Besucher können an Videostationen historische Filme sehen. Interviews mit Zeitzeugen und andere Tondokumente sind an Audiostationen zu hören. Ergänzend zur Ausstellung wird im Kinoraum ein halbstündiger Begleitfilm zum „KdF-Seebad Prora“ gezeigt.
Die Ausstellung „MACHTUrlaub“ wurde in den Jahren 2003 und 2004 im Rahmen des Programms Kultur 2000 der Europäischen Union mit Partnern aus Polen, Tschechien, Holland und Österreich realisiert.
Themen der Ausstellung (Bitte anklicken!)
1. Rügen im Nationalsozialismus
2. Idee und Planung
3. Das „KdF-Seebad Rügen“ in der Propaganda
4. Baugeschichte und Nutzung bis Kriegsende
5. Nachkriegsgeschichte
Die „deutsche Volksgemeinschaft“
1. Das Modell der „Volksgemeinschaft“
2. Formierung der „Volksgemeinschaft“
3. Soziale Realitäten der „deutschen Volksgemeinschaft“
4. Propaganda und Massenkultur
5. Die Instrumentalisierung der Kultur
6. Die „Modernität“ des NS-Staates
Ständige Ergänzungen unserer Dauerausstellung:
„Baustelle Prora –
Die Pläne“
eine Werkausstellung des Dokumentationszentrums Prora, kuratiert von Katja Lucke und Christian Dinse,
mit erstmals veröffentlichten Dokumenten und Fotos in Kooperation mit dem Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv. Fotos aus dem Bestand des bekannten Archives der Holzmann AG, einem Fotoalbum eines jungen Bauingenieurs aus dem Büro der damaligen Bauleitung und Pläne des zentralen Statikers des „KdF-Seebades“, Adolf Leber, werden aktuellen Fotos von Prora gegenüber gestellt.
„Von Prora hinter die Fronten –
Vergessene Opfer deutscher Polizeibataillone“
Seit Januar 2018 haben wir unsere Dauerausstellung erweitert um die Teilausstellung „Von Prora hinter die Fronten – Vergessene Opfer deutscher Polizeibataillone“. Mit einer Förderung durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ können wir die Geschichte von Polizeibataillonen präsentieren, die zeitweise in Prora ausgebildet wurden und später in verschiedenen besetzten Ländern Europas eingesetzt waren.
Die meisten Polizeieinheiten gingen von Prora über den Hafen Sassnitz zunächst nach Norwegen, später in die Sowjetunion, Polen, die Niederlande und Griechenland. Die Polizisten deportierten Juden, bekämpften tatsächliche oder angebliche Partisanen, sie nahmen sowjetische Soldaten gefangen und brachten sie in Gefangenenlager. Die sowjetischen Kriegsgefangenen waren nach den Juden, von denen rund sechs Millionen ermordet wurden, die zweitgrößte Opfergruppe nationalsozialistischer Verfolgungs- und Vernichtungspolitik. Rund 3,3 Millionen von ihnen starben in deutscher Gefangenschaft, sie gehören heute immer noch zu den weitgehend vergessenen oder ausgeblendeten Opfergruppen. Deshalb haben wir sie zu einem Schwerpunkt der Ausstellung gemacht.
Die Ausstellung, kuratiert von unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter Marco Esseling, dokumentiert die Ausbildung der Polizisten und ihre Einsätze auf 16 Tafeln mit zahlreichen Fotos. Ergänzt wird sie durch Fotoalben von Polizisten, z.T. erstmals gezeigte Filmdokumente und Erinnerungen von Opfern, um auch diesen eine Stimme zu geben.
Die Ausstellung ist keine temporäre Sonderausstellung, sondern soll dauerhaft Teil unserer Ausstellungen bleiben.